Mistel
Geheimnisvolles Gewächs zwischen Himmel und Erde
Misteln sind eher unscheinbare, halbparasitäre Pflanzen, die auf Bäumen wachsen und diesen Nährstoffe und Wasser entziehen. Ihr charakteristisches Merkmal sind die ganzjährig gelblich-grünen, lederartigen Blätter sowie weissen Beeren. Um dieses immergrüne Gewächs gibt es viele Mythen und Legenden. Bereits die Griechen, Kelten und Germanen verehrten die Mistel als «Zeichen der Götter» und als «heilige Pflanze mit magischen Kräften». Druiden ernteten die Pflanze mit einer goldenen Sichel und nutzten sie für medizinische und kultische Zwecke. Diese Praxis wurde sogar in den berühmten «Asterix»-Comics thematisiert, in denen der Druide Miraculix oft beim Ernten von Misteln dargestellt wird.
Kulturelle Bedeutung
Besonders bekannt ist der jahrhundertealte und auch bei uns verbreitete Brauch, sich in der Adventszeit unter einem Mistelzweig zu küssen. Dieses Zeichen der Zuneigung verheisst Glück und ewige Liebe. Die Zweige werden in der Regel über den Türrahmen oder an der Decke befestigt. Schliesslich soll darunter ausreichend Platz vorhanden sein, um sich zu küssen…
Wie kommt die Mistel auf den Baum?
Amseln, Drosseln, Meisen und viele andere Vogelarten sind wahre Liebhaber der Mistelbeere – vor allem in den kalten Wintermonaten, wenn andere Nahrungsquellen knapp sind. Die Misteldrossel verdankt ihrer Vorliebe für Misteln sogar ihren Namen. Die Vögel fressen das Fruchtfleisch und streifen die klebrigen Samen beim Schnabelputzen an Zweigen ab. Oder sie scheiden die unverdaulichen Samen mit dem Kot auf anderen Wirtsbäumen aus.
Sobald der Mistelsamen an einem geeigneten Ast haften bleibt, fängt er an zu keimen. Die Mistel dringt dann mit ihren Wurzeln in die Rinde des befallenen Baumes ein und beginnt, langsam, aber stetig zu wachsen. Erst im fünften Lebensjahr wird sie zum ersten Mal blühen und Beeren tragen. «Mistelkugeln», die sich zur Dekoration eignen, sind daher meist schon zwischen acht und zehn Jahre alt.
Die Mistel als Heilpflanze
Grundsätzlich sind die Bestandteile der Mistel für Menschen giftig. Doch auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift. Die Mistel hat in der Volksmedizin eine lange Tradition. Wurde sie in der Vergangenheit vor allem für Altersbeschwerden wie Bluthochdruck und Rheuma sowie zur Behandlung von Keuchhusten, Epilepsie und Blutungen eingesetzt, findet sie in der modernen Medizin in der Krebstherapie, bei der Geburtshilfe und in der Homöopathie Anwendung.
Markus Stähli
Auf den Leim gehen
Kennst du die alte Redewendung, «jemandem auf den Leim gehen»? Sie bedeutet, dass eine Person von einer anderen getäuscht oder in eine Falle gelockt wird. Was nur wenige wissen: Diese Redewendung hat einen direkten Zusammenhang mit der Mistel. Die Mistelbeeren enthalten einen natürlichen, extrem klebrigen Leim. Unsere Vorfahren haben damit Äste und Ruten eingestrichen. Vögel, die sich darauf niederliessen, blieben daran kleben und wurden so gefangen. Sie sind den Vogelfängern sprichwörtlich «auf den Leim gegangen».
Markus Stähli
Markus Stähli ist Umweltjournalist und Naturfotograf und daher supergut darin, Themen zu biologischer Vielfalt in Wort und Bild zu packen.
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