Der Ameisenlöwe
Beutefang mit Trichterfallen
Als Ameisenlöwen werden die Larven der sogenannten Ameisenjungfern bezeichnet. Diese gehören zur Ordnung der Netzflügler und sind weltweit mit rund 2000 Arten vertreten. In der Schweiz sind bislang 11 Arten und in Liechtenstein zwei Arten nachgewiesen. Das ausgewachsene Fluginsekt ähnelt einer Kleinlibelle und ist nachtaktiv. Ameisenjungfern werden von Menschen deshalb nur selten wahrgenommen. Augenfälliger sind hingegen ihre Larven, bei welchen einzelne Arten spezielle Beutefangmethoden entwickelt haben.
Die Larven der in unserer Region vorkommenden Arten (Myrmeleon formicarius und Euroleon nostras) sind Trichterbauer. Die steilen, bis ca. 2 cm tiefen Fangtrichter werden auf sandigen Böden an regengeschützten Stellen erstellt; häufig unter Stalldächern oder entlang von Hauswänden. Beim Bau dreht sich der Ameisenlöwe rückwärts im Kreis und wirft mit seinen Mundwerkzeugen den Sand aus dem Trichter. Eingegraben am Trichtergrund lauert er auf die herabrutschende Beute (u. a. Insekten, Asseln, Spinnen), packt diese mit seinen kräftigen Zangen und zieht sie in den Sand. Dort injiziert er ihr ein lähmendes Gift und Verdauungsfermente. Die ausgesaugte Beute wird anschliessend in hohem Bogen aus dem Trichter geworfen.
Die Entwicklung der Larve dauert in der Regel zwei Jahre. Nach der Verpuppung in einem kugel-runden Kokon schlüpft dann nach wenigen Wochen das adulte, flugfähige Insekt. Die Hauptnahrung der ausgewachsenen Tiere besteht aus Insekten, die sie auf ihren nächtlichen Flügen erbeuten.
Text und Fotos: Jürgen Kühnis
Jürgen Kühnis
Jürgen Kühnis ist Ökologe und Experte für Umwelt- und Biodiversitätsbildung und kennt sich daher supergut mit allem aus, was bei uns kreucht und fleucht.
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